16. Erzählcafé
Mehr als ein Tresen? Kneipen und Bars in Gütersloh
Sprottendiele, Schaksiraksi, Fliegerklause oder Kunstmann – alles Namen von Gaststätten, die heute bereits Gütersloher Geschichte sind. Über die Entwicklung der Kneipenkultur und der gesellschaftlichen Bedeutung diskutierten und erzählten am vergangenen Montag, den 24. März sowohl Gastronominnen und Gastronomen als auch Interessierte in geselliger Runde. Ins Blue Fox, das selber bereits eine über hundertjährige Geschichte hat und auch schon mehrere Namen trug, folgten knapp vierzig Personen der Einladung von Stadtarchiv und Fachbereich Kultur zum mittlerweile 16. Erzählcafé, das von der ehemaligen Pressesprecherin der Stadt und Gütersloher Urgestein Susanne Zimmermann moderiert wurde.
Für Waltraud Neumann, besser bekannt als Puttchen, stand schon früh fest: „Ich werd‘ der Wirt!“. Die Mutter von Drillingen stand schon mit 20 hinterm Tresen und resümiert: „Bei uns im Türmer war immer was los“. Mit auf dem Podium war ebenfalls Gastgeberin und ehemalige Besitzerin Mechthild Unkrüer, die 39 Jahre lang im Blue Fox gearbeitet hatte. Die studierte Sozialpädagogin nahm neben Theodoros Sargianidis Ellinadiko – kurz Theo – Platz, der, wie er erzählt, mehr oder weniger zufällig der Wirt von mehreren Gaststätten wurde und heute der Inhaber von der Heuwaage und dem Restaurant Ellinadiko ist.
Gemeinsam schwelgten Podium und Publikum in Erinnerungen an die „alten Kneipen“, in denen man früher noch mit Anzug und Kleid einkehrte und resümieren: „Wenn man sich unterhalten will, dann geht man in die Kneipe“. Von einem Star, der Puttchen heiraten wollte, über Kneipen und Gaststätten als Veranstaltungsorte und vieler persönlicher Geschichten handelte der Abend im Blue Fox.
Dass die Gastronomie auch ihren Preis hat, erzählt Mike Sieweke aus dem Publikum, der einer Gastronomenfamilie entstammt. Kaum Platz und Freizeit für Kinder waren und sind häufig der Preis für die Gastfreundschaft. Das bestätigt auch Puttchen: „Ich wünschte mir einfach, dass wir zwei Tage auf einmal zu haben“.
Auch die Coronazeit, die fast auf den Tag genau vor fünf Jahren begann, hat Spuren hinterlassen. „Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben“, fasst Mechthild Unkrüer zusammen. Abstand, das sei nicht richtig Kneipe. Die Kneipenszene habe sich verändert, aber, so Unkrüer: „Anders, aber genauso schön“.
Das Resümee der Veranstaltung: Solange man von Geschichte erzählt, bleibt diese erhalten – denn die Kneipen und Gaststätten waren und sind mehr als ein Tresen. Und Gütersloh, so alle Anwesenden einhellig, sei, im Gegensatz zu so manchen Vorurteilen, doch ein schönes Städtchen mit einem vielbietenden Kulturprogramm.
Kontakt
Lilian Wohnhas
Tel. 05241 – 82 3659
lilian.wohnhas@guetersloh.d