17. Erzählcafé

Von Dönekes und Ernstem – Volles Haus beim 17. Erzählcafé zum Thema Plattdeutsch in der Holtkämpere

Unter dem Titel „Use Gütsel – Plattdeutsch in Gütersloh“ kamen am Donnerstag, den 3. Juli rund 25 Gäste auf Einladung des Fachbereichs Kultur und des Stadtarchivs zusammen, um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der plattdeutschen Sprache in der Region zu diskutieren.

Durch den Abend führte Dr. Nadine Wallmeier von der Universität Paderborn, die im Rahmen des Projekts „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland (DMW)“ zur sprachlichen Vielfalt forscht. Mit auf dem Podium waren neben dem Bundesverdienstkreuzträger Siegfried Kornfeld (83), für den Plattdeutsch nicht nur Muttersprache, sondern auch Leidenschaft ist, und die ehemalige Grundschullehrerin Astrid Schoon-Rohlfs (67), die Kindern spielerisch das Niederdeutsche nahbringen möchte, auch Elisabeth Wullengerd (39), die mit ihren Kindern heute noch plattdeutsch als Familiensprache spricht und Christian Rother (33), der Niederdeutsch und Niederlandistik in Oldenburg studiert. Gemeinsam mit Podium und Publikum wurde diskutiert, wer heute noch Platt spricht, wie die Sprache über Generationen weitergegeben wurde und welche Rolle sie im heutigen Alltag spielt.

Für Siegfried Kornfeld und Astrid Schoon-Rohlfs, die bereits als Kind plattdeutsch zu verstehen lernten, war die Sprache immer schon ein Teil ihres (Familien-)Lebens und eine Sprache, die Türen zu Menschen öffnen kann. Es stellt sich auch die Frage, wie man der nächsten Generation das Plattdeutsche näherbringen kann. Das Podium sieht die Möglichkeit u.a. über Gedichte und Lieder, die gerade Kinder begeistern können. Das berichtet auch Elisabeth Wullengerd, die mit interessierten Erzieherinnen aus dem Kindergarten ihrer Kinder hochdeutsche Lieder auf Plattdeutsch übersetzt. Auch Astrid Schoon-Rohlfs erzählt, wie sie mit Hilfe des Esels Horst vom Heimatverein Isselhorst Kinder spielerisch zum Platt lernen animiert. „Das Herz für Plattdeutsch ist offen“, so Schoon-Rohlfs. Anders als bei dem restlichen Podium war Plattdeutsch in der Kindheit von Christian Roter nicht sonderlich präsent, doch der 33-jährige entschied sich trotzdem für ein Studium des Niederdeutschen und brachte so neben der Expertise der Moderatorin Dr. Wallmeier den wissenschaftlichen Aspekt in die Veranstaltung.

Neben der Frage, ob es eigentlich ein Gütersloher Platt gibt – ganz nach dem Motto „Wo kommst du wech?“ – wurde insbesondere die Zukunft des Platt diskutiert. Schoon-Rohlfs plädiert für das Sichtbarmachen von Sprecherinnen und Sprechern mit einem Anstecker an der Kleidung, sodass sich Gesprächspartner leichter erkennen können. Und auch KI könnte in Zukunft beim Übersetzen helfen, weiß Siegfried Kornfeld. Wichtig sei, so Kornfeld, dass sich die Sprache der Lebensrealität anpasse: man müsse auch heute noch Texte auf Platt schreiben. Dass sich die Sprache in Kombination mit dem Hochdeutschen und auch heutigen englischen Begriffen entwickelt und verändert, lasse die Sprache lebendig bleiben.

Auch das Publikum teilte eigene Erinnerungen und Anekdoten, wodurch ein lebendiger Austausch „über Hoch und Platt“ entstand. Die Mischung aus wissenschaftlicher Perspektive und persönlichem Bezug machte den Abend zu einem besonderen Erlebnis. Das Interesse an der Veranstaltung zeigt: Plattdeutsch lebt – und findet auch in Zukunft seinen Platz in Gütersloh.

Kontakt

Lilian Wohnhas
Tel. 05241 – 82 3659
lilian.wohnhas@guetersloh.de

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