Stadtbesetzung 2021

2021 ging die Reihe „Stadtbesetzung: Kunst am Roten Teppich“ in das zweite Jahr. Der Fachbereich Kultur konnte im Rahmen der Förderung des Kultursekretariats NRW verschiedene Veranstaltungen anbieten.

1. Aktionskunst mit Aqua, Acryl und Ausdruckstanz

Ein multimediales Kunstwerk interaktiver Prägung entstand am Freitagabend, den 13. August 2021 direkt vor dem Theatergebäude. Den kreativen Ideenaustausch eines Live-Paintings mit Pop-up-Charakter vor den plätschernden Wassersäulen auf dem Hans-Werner-Henze-Platz inszeniert hatte der städtische Fachbereich Kultur, ermöglicht vom Kultursekretariat NRW Gütersloh und dessen Reihe „Stadtbesetzung“, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Für die Realisation unter dem Motto „Stadtbesetzung: Kunst am Roten Teppich“ gewannen die Veranstalterinnen die Bielefelder Tänzerin Hsuan Cheng Floth und den Dialogmaler Tom Schulte aus Hattingen. Die Veranstaltung wurde gefilmt und fotografisch festgehalten vom Kreativnetzwerk Blitzgartn um Matheus Fernandes.

„Die Figuren über Emotionen aufbauen“, so beschreibt Hsuan Cheng Floth ihren faszinierenden Ausdruckstanz. Ihr spontaner Dialog ganz ohne Worte mit dem Maler Tom Schulte „brauche viel Zeit“, offenbart die Künstlerin mit taiwanesischen Wurzeln, die über die volle Distanz von 45 Minuten mit bedachtsam fließenden Bewegungen Modell stand. Ihre Performance begann in den rot-orangen Strahlen der untergehenden Abendsonne, als sie im blauen Gewand das nasse Spiel mit der wertvollen Ressource Wasser tänzerisch entwickelte.

Akustisch kombiniert wurde der Auftritt mit Fragmenten aus Händels „Wassermusik“ und Bachs „Air“, auch vertonte Texte von Rainer Maria Rilke und Hermann Hesse wurden rezipiert. Absoluter Hochgenuss für das Publikum war die Arie „Casta Diva“ aus der Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini, gesungen von Maria Callas. Das berühmte Gebet an die Mondgöttin der Oberpriesterin Norma, die ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und zwei Kinder mit dem Prokonsul gezeugt hat, steigert in der Paraderolle der prominenten Sopranistin und ihren unübertrefflichen Koloraturen die Ästhetik der Gütersloher Aufführung.

Hsuan Cheng Floth, die inzwischen ihre Position vor der Leinwand mit dem Standpunkt hinter dem von hinten angestrahlten weißen Gewebe eingetauscht hat, offeriert nun dem ausführenden Künstler figürliche Schattenrisse, die dieser umgehend in seine agilen Ausführungen hineinkopiert. Farbliche Akzente setzt Schulte mit roten und blauen Acrylfarben und Kreiden, die er mit rapidem Pinselstrich oder feuchtem Schwamm aufträgt und die Silhouette der Tänzerin vielfältig in Szene setzt.

Sein genreübergreifendes Oeuvre in der Dimension von fünf Quadratmetern wird demnächst an einem öffentlichen Ort ausgestellt. „Das Bild ist eine Leihgabe an die Stadt Gütersloh, befristet auf ein Jahr“, freut sich Tom Schulte, der bereits einen potentiellen Käufer gewonnen hat. Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur bei der Stadt Gütersloh, resümiert die Aktion: „Gemeinsam mit unseren Projekt-Partnern in dieser Zeit die Ressource Wasser zum Thema am letzten ‚Roten Teppich‘ in diesem Jahr machen zu können, halte ich für eine wichtige künstlerische Intervention im städtischen Raum.“

SchülerQuiz

2. Fabelwesen originell bespielt und gesäubert

Um die durch Algen und Umweltschmutz „erblindeten“ farbigen Skulpturen am Billinger Pfad zu reinigen, waren mitunter akrobatischen Klettereien des einzigen männlichen Akteurs Reza Jaxon der Tanzgruppe notwendig. Gemeinsam mit dem Fachbereich Kultur hat Reiner Kuhn vom Verein zur Förderung plastischer Kunst in Stadt und Kreis Gütersloh die Entwicklung maßgeblich mitentwickelt und kommentiert: „Schön, dass sie wieder leuchten und glänzen und im Kontrast zur rostigen

Patina des Corten-Stahls ihre ursprüngliche Wirkung zurückgewonnen haben. Es reicht nicht, Kunst in den Park zu stellen. Sie muss auch gepflegt werden, genauso wie das Grün drum herum.“ Intention dieser Roten Teppich-Einheit ist die Präsentation der Arbeiten von Manfred Billinger im Stadtpark als lohnendes Ziel für Bürgerinnen und Bürger und Touristinnen und Touristen gleichermaßen. Zugleich wird das Thema der nicht zuletzt durch den Klimawandel intensivierten Natureinwirkung auf Billingers Werke beleuchtet. Daniela Daus, Projektkoordinatorin bei der Stadt Gütersloh, berichtet: „Am ersten Juli hat der Rat der Stadt Gütersloh das vom Fachbereich Kultur vorgelegte Konzept für ‚Kunst im öffentlichen Raum und Kunst und Bauprojekt‘ beschlossen. Mit diesem Beschluss können wir ab 2022 unsere Kunstwerke umfassender pflegen als bisher und zugleich die thematische Arbeit ausweiten.“ Und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir bedanken uns bei Sport & Ballett Neumann, dass sie mit ihrem Auftritt schon mal in diesem Sommer mit dem Reinigen der Fabeltiere begonnen haben.“ Das filmische Ergebnis der Aktion steht ab sofort online zur Verfügung, erstellt vom Kreativnetzwerk Blitzgartn um Matheus Fernandes.

Hintergrund: Der Fabelpfad entlang der Dalke

Bei dem„Fabelpfad“ handelt es sich um eine Galerie im Freien, die Exponate sind Skulpturen des Künstlers Manfred Billinger aus Hamm. Der Entstehungsgedanke war, Kunst ins Freie zu holen. Heraus aus den Häusern und Museen, hin zu den Menschen, die ihr in natürlicher Umgebung begegnen und sie dadurch mit ganz anderen Augen erfahren können. Alle Figuren stehen frei und sind im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“. Das robuste Material Stahl steht in spannungsreicher Korrespondenz mit der Fragilität und Leichtigkeit der Linien und Formen. Sie wiederum greifen die Natur der Umgebung auf, in der sie stehen: Blattwerk, Äste, Tiere und Pflanzen. So verbindet der Fabelpfad die Wegstrecke entlang der Dalke und markiert auf originelle Weise die Geschlossenheit dieses Grüngürtels in der Innenstadt. Der Künstler Manfred Billinger verstarb im Februar 2001 im Alter von nur 47 Jahren. Der Fabelpfad war eines seiner letzten größeren Projekte.

Ermöglicht wird das Projekt des städtischen Fachbereichs Kultur vom Kultursekretariat NRW Gütersloh und dessen NRW-weiten Reihe „Stadtbesetzung“, die durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gefördert wird und in diesem Jahr den Schwerpunkt auf das Thema „UMDENKEN. Klimawandel ↔ Kulturwandel“ legt. Als Kooperationspartner unterstützen die Aktion die Gütersloh Marketing GmbH und der Verein zur Förderung plastischer Kunst in Stadt und Kreis Gütersloh sowie

die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh e.V. (GNU) und der Förderkreis Stadtpark-Botanischer Garten Gütersloh e.V. Zum Projekt gehört auch in diesem Jahr wieder die Ausrichtung eines themenbezogenen Schüler-Quiz, das nach der letzten Projekteinheit im August veröffentlicht wird.

3. Artenschutz & die Macht der Natur am Roten Teppich

Der alte Festsaal auf dem LWL-Gelände in Gütersloh wurde in der vergangenen Woche zum Drehort einer besonderen Inszenierung: wilde, vom Artenschwund betroffene Tiere, ein Gebäude, an dem der Zahn der Zeit und der Natur nagt und ein leuchtend roter Teppich. Das sind besondere Zutaten für die diesjährig erste Ausgabe der „Stadtbesetzung: Kunst am Roten Teppich“ des Fachbereichs Kultur der Stadt Gütersloh, die maßgeblich von Tänzerinnen und Tänzern der Gütersloher Einrichtung „Sport & Ballett Neumann“ gestaltet wurde. Choreografin Lilli Neumann von der Tanzschule Sport und Ballett Neumann: „Wir freuen uns, Auszüge unseres neusten Tanzprojekts ‚CHANCE‘ an den Roten Teppich zu bringen. ‚CHANCE‘ befasst sich mit der Thematik Arten- und Naturschutz.“ Das Ergebnis der ersten Projekteinheit – aus Gründen der Planbarkeit zunächst noch ohne Publikum umgesetzt – ist ab sofort online.

Jeweils im Juni, Juli und im August rollt der Gütersloher Fachbereich Kultur im zweiten Jahr den roten Teppich aus, um Kunst und Kultur in und aus der Stadt zu präsentieren. Es sind Aktionen geplant, die den digitalen und analogen öffentlichen Raum bespielen, in performativer Gegenüberstellung der Themen Natur versus Mensch-Gemachtes. Denn die diesjährige „Stadtbesetzung“ hat das Motto „UMDENKEN. Klimawandel ↔ Kulturwandel“. Und so hat es sich der Fachbereich Kultur mit der „Roten Teppich“-Konzeption zum Ziel gemacht, die Wahrnehmung, Auseinandersetzung und Wertschätzung von und mit Kunst und Kultur im öffentlichen Raum zu fördern und gleichzeitig mit dem Thema des Klimawandels in Verbindung zu bringen. Dazu gehört auch in diesem Jahr wieder die Ausrichtung eines themenbezogenen Schüler-Quiz, das nach der Projekteinheit im August veröffentlicht wird. „Der Fachbereich Kultur freut sich, das Projekt ‚Kunst am Roten Teppich‘ mit vielen lokalen Akteuren und Akteurinnen und im Rahmen der landesweiten ‚Stadtbesetzung‘ weiterentwickeln zu dürfen“, freut sich die Projektkoordinatorin Daniela Daus vom Fachbereich Kultur. Als Kooperationspartner unterstützen die Aktion die Gütersloh Marketing GmbH und der Verein zur Förderung plastischer Kunst in Stadt und Kreis Gütersloh. Fotografisch und filmisch wurde das Projekt begleitet durch das Kreativnetzwerk Blitzgarten um den Gütersloher Fotografen Matheus Fernandes. Die Förderreihe „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW Gütersloh wird mit Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW realisiert.

 

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