„The Razzzones“ in Gütersloh

Beatboxer beatmen Fans von Mund zu Ohr

„The Razzzones“, das sind die vier Berliner Beatbox-Stars Kays Elbeyli, Offthebox, Chlorophil und Marvelin, enterten zu einer fetten Samstagabend-Show die große Bühne auf dem Dreiecksplatz. Begeistert empfangen wurden sie von vielen jugendlichen Fans, von denen sich einige im Gütersloher Jugendtreff „Bauteil 5“ intensiv auf diesen Gig vorbereitet hatten.

Das Engagement der jungen Leute, die im Vorfeld das gigantische Bühnenbild mit dem Schriftzug des Bandnamens in künstlerischer Handarbeit geschaffen und sogar an den Beatbox- und Rap-Workshops mit zwei Bandmitgliedern teilgenommen haben, war ungebrochen groß. Alle fieberten dem Highlight entgegen, das in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur dieses Open-Air-Konzert möglich gemacht hat.

„Gütersloh! Macht mal Noise!“ – Beatboxer Kays kocht die Menge auf, die begeistert aufjauchzt. „Wir machen hier alles mit dem Mund. Das ist keine Anspielung, wir machen jedes einzelne Geräusch live. Habt ihr Bock auf mehr?“ – „Ja“, tönt es hundertfach aus den versammelten Kehlen. Die Razzzones starten polyphon summend, ganz wie eine klassische A cappella Boy-Group.

„Jetzt ist Partyzeit angesagt, das wird Stopptanz für Erwachsene“, offerierte Kays, der den Breakdance mit rasanten 123 Beats per Minute einläutete. „Bei ‚Break‘ hört ihr auf zu tanzen, bei ‚Dance‘ tanzt mit uns!“ – Sofort entwickelte sich der Dreiecksplatz zur geölten Disco-Tanzfläche. Die Razzzones imitieren mit Mund, Nase und Rachen Drumcomputerbeats, Scratches, Perkussionsrhythmen und diverse Instrumente und Klänge.

Gleich nach ihrem temporeichen DJ-Set widmete sich das preisgekrönte Beatboxer-Quartett ungewöhnlichen Verfremdungseffekten. Klassische Megahits wie „Come Together“ von den Beatles oder das funkige „Move On Up“ von Curtis Mayfield sorgten in den kühlen Abendstunden für eine heiße Atmosphäre, die dann vom 1987er Sommerhit „Bamboléo“ gegrillt wurde und der selbst die Fans zum Mitsingen in original spanischer Textversion anstiftete.

Da war George Gershwins „Summertime“ aus der Oper „Porgy and Bess“ nur noch einen fünfminütigen Freestyle-Rap entfernt. Schon kam die Zeit, die Formation „Switchlanes“ mit der sagenhaften Beatbox-Stimmkunst zu verknüpfen. Die Gütersloher Dance-Air-Tanzgruppe mit Laura, Loreen, Julia, Juliana und ihrem Coach Marc rasierte mit einer kraftvollen Choreographie den Bühnenboden.

Die Beatboxer kämpften unermüdlich weiter, ein kreativer Spontan-Part ließ die vier Akteure auf Zuruf zu spontan genannten Themen und Situationen rappen, getoppt vom Gegenstands-Freestyle, bei der sie die Gegenstände, die das Publikum zur Bühne trägt, besingen und instrumentieren. Richtung Finale ersetzen die „Razzzones“ noch eine brasilianische Batucada, ihre „Samba Mercy“ zeichnet sich durch superschnelles Tempo aus. Begeisterter Applaus war den Beatboxern stets sicher, den zuvor auch die Vorgruppen einheimsen konnten. Den akrobatischen Stimmwunder-Abend hatten der Oelder Rapper „Mayster P.“, das Blankenhagener Rap-Duo „Agha & Bosky“ und das Nachwuchs-Ballet „Ourself“ eingeleitet.

Come on! Jugendliche rappen und beatboxen im Bauteil 5

Berlins erfolgreiche Beatbox-Band „The Razzzones“ vermittelt in Kooperation mit dem Gütersloher Jugendtreff und dem Fachbereich Kultur zwölf- bis 19-jährigen Jugendlichen Tipps und Tricks für mundgemachte Tracks.

„Jetzt machen wir unseren ersten Hip-Hop-Beat!“ – Marvelin, Beatboxer und Beatboxcoach der Band „The Razzzones“ steht am Flipchart und ordnet die Laute B, K und TZ den typischen Schlagzeugklängen für die Bassdrum, die Snare und dem Hi-Hat zu. „Für die Imitation des Schlagzeugs braucht man nur drei Töne“, erklärt Marvelin dem sechsköpfigen Workshop-Team im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Allzweck-Bühnenraum von Bauteil 5.

Im nächsten Schritt bündelt der Coach das bereits erlernte zu einer Lautschriftfolge: „Boom – Boom – Ka – tze / Boom – Boom – Ka – tze.“ Schon dreht sich der Beat im Kreis. Sofort wird ein neues Schema definiert. B – Z – K – Z / B – Z – K – Z läuft jetzt rund. Noch interessanter klingt es allerdings, wenn eine Kombination beider Ketten verknüpft wird. Drei, zwei, eins: B – B – K – Z / B – Z – K – Z, schon ist die primäre Einführung in die Welt der mundgemachten Geräusche geschafft.

Es folgen Übungen in Phonetik- und Phonologie, mit dem „dzhi“ beim Vor- und Zurückziehen der Lippen erarbeiten sich die Eleven das „Scratchen“, um die Vor- und Rückwärtsbewegungen des DJ am Plattenspieler zu simulieren. Danach werden Geräuschkulissen kreiert, die sich für eine Dschungel-Doku eignen. Urwaldgeräusche werden gesammelt, nun steht das „dz“ für eine zischende Schlange, Affengeräusche werden zum beliebten Soundeffekt.

„Kommunikation kann stattfinden, aber es muss alles ein bisschen Raum haben“, mahnt Marvelin und entführt die ganze Gruppe in die Geräuschkulisse einer Großstadt. Beim Brainstorming zu diesem Thema werden alle möglichen Laute gesammelt, Verkehrsgeräusche, Autos, Hupen, Taubengegurre, Hundebellen und noch mehr. „Nun bitte in die Szene reintauchen, Augen zu, wir gehen jetzt raus“, und Marvelin imitiert das Geräusch einer sich öffnenden Tür.

Schon liegt die komplette Symphonie einer Großstadt in der Luft. Um die Töne deutlicher zu artikulieren, wird zusätzlich die richtige Atemtechnik mit definierten Pausenzeiten eingeübt. „Und jetzt machen wir mal „Stille Post“ in der „Beat-Box-Edition“, regt der Coach an, um die selbst generierten Sounds via Ohr zu Ohr durch die Gruppe zu expedieren.

Gleichzeitig schmieden sechs eifrige Jungs in der Lernwerkstatt von Bauteil 5 eigene Texte. „In unserem Team geht es ums Schreiben und Reimen“, erklärt Phil, ebenfalls Beatboxer bei den Razzzones. Er coacht den Rap-Workshop, den passenden Beat dazu hat sich die Gruppe aus dem Internet runtergeladen, Arbeitssprache ist Deutsch. „Jetzt heißt es, Reime und besonders coole Worte zu finden“, sagt Phil, der bei der Wortwahl hilft und auch die Schwierigkeiten beim Vorsingen kennt. „Bei ganz frischen Texten, da stolpert man immer“, ermutigt der Profi seine Workshop-Crew und schaltet einen Ghettoblaster ein, um einen neuen Track seiner Band vorzustellen. „Alles, was ihr hört, ist mit dem Mund gemacht“, versichert der Beatbox-Meister und animiert: „Come on, traut euch!“

Kontakt

Felix Tiemann
Tel. 05241 – 82 3656
felix.tiemann@guetersloh.de

Hi, ich bin Kulturi!
Melde dich jetzt für die Kulturrucksack-Angebote an. Coole kostenlose Workshops warten auf dich.
Schnell anmelden, bevor die Plätze weg sind!

Kulturi Comicfigur
— zum Seitenanfang